Innenausbau: Die barrierefreie Ankleide
Zwei Drittel der heutigen Bauherren von Wohneigentum sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. Immerhin jeder fünfte Bauherr ist älter als 50 Jahre. Vor allem bei älteren Häuslebauern gewinnt das Thema barrierefreies Wohnen immer mehr an Bedeutung. Quer durch alle Altersklassen punktet der Ankleideraum, denn Ankleiden und begehbare Kleiderschränke haben sich längst in unseren Privaträumen etabliert!
Es ist schliesslich schöner, vom Bett aus nicht auf eine Kleiderschrankfront zu blicken, sondern auf eine schön gestaltete Wand mit Beleuchtung, einem Motiv, einer Tapete in der Lieblingsfarbe oder einem Fernseher, ganz nach Wunsch. Und wenn eine:r früher aufsteht als der/die andere, stört man sich nicht gegenseitig. Also weg mit dem Kleiderschrank gegenüber vom Bett!
Selten jedoch sind diese Ankleiden barrierefrei – Drehtüren sind schwierig zu bedienen und beanspruchen Platz, Kleiderstangen sind nicht erreichbar, die Fächer sind zu hoch angebracht, die Beleuchtung ist nicht ausreichend usw.
Das lässt sich lösen und bietet neben dem Bedarf an Sicherheit und Bedienbarkeit optisch sehr ansprechende Lösungen!
Der Raum:
Um den Bereich optisch vom Schlafbereich abzutrennen sind leichtgängige Schiebetüren (ohne Bodenschiene!) zu empfehlen. Schiebetüren benötigen weniger Platz und sind bei motorischen Einschränkungen mit einem vertikal angebrachten Bügelgriff leichter zu öffnen.
Die Türen können blickdicht oder transparent sein – sehr elegant sind z.B. getönte Glastüren.
Am besten ist es jedoch, ganz auf die Türen zu verzichten, eine schöne Ankleide zeigt sich auch gerne!
Haben Sie einen separaten Raum für die Ankleide zur Verfügung, ist ein entsprechender Zugang mit einer lichten Durchgangsbreite von mindestens 80 cm nötig.
Für die barrierefreie Nutzung ist zwischen Schränken und Wänden eine in der DIN 18040-02 definierte Bewegungsfläche von 120 x 120 cm erforderlich, eine Nutzung mit einem Rollstuhl benötigt 150 cm x 150 cm. So ist ausreichend Platz, um rangieren und wenden zu können.
Achten Sie auf einen rutschfesten Bodenbelag und integrieren Sie eine Sitzmöglichkeit, die zum An- und Ausziehen genutzt werden kann.
Die Beleuchtung:
Ein Bewegungsmelder sorgt beim Betreten oder Befahren für eine gute Ausleuchtung des Bereiches und eine geschmackvolle Inszenierung der Ankleide.
Beleuchtete Kleiderstangen und Nischen helfen bei der Orientierung und sorgen für Übersichtlichkeit.
Vermeiden Sie Blendungen und achten Sie auf eine gute Ausleuchtung aller Bereiche.
Die Ausstattung:
Am besten erreichbar ist die Kleidung, die im Höhenbereich von 40 cm – 140 cm platziert ist.
Bereiche unter 40 cm sind für jeden unbequem in der Nutzung.
Also bleiben die unteren Bereiche frei und erlauben Rollstuhlnutzern eine frontale Unterfahrbarkeit.
Ein weiterer Vorteil: Diese Bereiche sind nun einfach sauber zu halten und der Saugroboter kann seine Dienste tun.
Unter den Elementen angebrachte Lichtleisten sorgen für optische Leichtigkeit.
Der Bereich oberhalb von 140 cm kann mit Kleider- oder Garderobenlifts ausgestattet werden. Die maximal gut erreichbare Tiefe von 60 cm sollte nicht überschritten werden.
Diese wird auch nur bei Kleiderstangen benötigt. Für Fächer und Auszüge sind 40 cm ausreichend, so gewinnen Sie wertvollen Platz für die Bewegungsfläche.
Die Kleidung:
Jacken – Blusen – Hemden
hängen gut erreichbar auf einem Kleider- oder Garderobenlift.
Diese ausschwenkbaren Kleiderstangen lassen sich manuell oder elektrisch bedienen. Letztere haben eine höhere Tragkraft.
Hosen
hängen übersichtlich und faltenfrei auf einem Hosenauszug.
Pullover – Shirts
liegen in ausziehbaren, flachen Vollauszügen, die von vorne gut einsehbar sind.
Leibwäsche
findet Ihren Platz in ausziehbaren Körben.
Gürtel – Schals – Tücher – Krawatten
hängen übersichtlich an ausziehbaren Gürtelhalten.
Uhren und Schmuck
liegen weich gepolstert und rutschfest in flachen Auszügen, die mit Filz ausgekleidet sind.
Kombinieren Sie Auszüge neben offenen Fächern, so dass Sie die Auszüge auch seitlich bedienen können.
Unterschiedliche Oberflächen oder taktile Markierungen helfen bei der Orientierung!
Besonderheiten:
Auf einer unterfahrbaren Fläche kann Wäsche zusammengelegt werden und in Kombination mit guter Beleuchtung und einem Spiegel entsteht ein Frisier- oder Schminkplatz.
Ein bodentiefer Spiegel sorgt für einen ganzheitlichen Blick.
An Klapphaken können Kleidungsstücke lüften und nach Gebrauch machen diese sich flach.
Sicherheit:
Vermeiden Sie Stolperfallen wie Teppiche und Bodenschienen.
An feststehenden, stabilen Elementen zwischen Fächern und Auszügen können vertikale und horizontale Griffe montiert werden, so ist ein sicherer Halt möglich.
Hier kann auch eine Halterung für eine Gehstütze montiert werden.
Kontrastreiche Farben und taktile Elemente helfen bei der Orientierung, vor allem die Griffe sollten gut erkennbar sein.
Nun darf die Kleidung eingeräumt werden!
Diesen Beitrag finden Sie unter meinem Eintrag in der Expertendatenbank www.nullbarriere,de